René Telemann

04.05.15 AU-TIB HBS

Persönlichkeitsentwicklung – Kalibrieren

 

NLP legt der sinnesspezifisch genauen Wahrnehmung deshalb so große Bedeutung bei, weil diese Fähigkeit die Grundlage des sogenannten Kalibrierens darstellt. Kalibrieren heißt zu wissen, was der Gesprächspartner intern gerade tut (z. B. welche Erfahrung er gerade erinnert) und dabei genau zu beobachten, wie er dabei extern aussieht (welche Physiologie er zeigt) und sich das zu merken. Wenn man als Berater einen internen Prozeß zusammen mit seiner
extern wahrnehmbaren Physiologie gespeichert hat, so daß man sie wiedererkennen kann, ist man darauf kalibriert, und kann mit großer Sicherheit von der Physiologie auf den internen Prozeß schließen. Sinnesspezifisch genaue Wahrnehmung ist die Grundlage. Wiederholte Wahrnehmung derselben Konstellation körpersprachlicher Signale bei derselben Person in denselben situativen Zusammenhängen erlaubt einem die Annahme, daß man auf einen bestimmten Zustand des Gegenüber kalibriert ist.
Kalibrieren unterscheidet sich von Interpretieren dadurch, daß jenes mit bewußter Sorgfalt durchgeführt wird und deshalb mehr
Sicherheit schafft als dieses. Durch sorgfältiges Kalibrieren werden Irrtümer weitgehend ausgeschlossen. Denn die Insistenz auf sinnes spezifisch genauer Wahrnehmung verschiedener Formen des individuellen Selbstausdrucks hindert Sie daran, Zusammenhänge zwischen internen Vorgängen und körpersprachlichem Selbstausdruck, die für andere oder für Sie selber gelten, zu verallgemeinern und überall wiederzuentdecken. Menschen sehen nämlich nicht immer gleich aus, wenn sie glücklich, traurig oder gelangweilt sind.

 

[expand title=“Visuell kalibrieren“]
Wenn Sie eine/n Partner/in (als A) bitten, sich für die folgende Übung zur Verfügung zu stellen, können Sie (als B) Ihre Fähigkeit
steigern, visuell genau wahrzunehmen. Bitten Sie A zunächst, an eine erfreuliche Tätigkeit zu denken, z. B. kuscheln, tanzen oder spazierengehen. Dabei hat A die Aufgabe, alles in der Vorstellung nachzuvollziehen, was es bei der erfreulichen Tätigkeit zu sehen, zuhören und zu fühlen gibt. Bitten Sie A außerdem, Ihnen ein Zeichen zu geben (zu nicken), sobald das Erleben vollständig und intensiv wird. Während A das Zeichen gibt, prägen Sie sich den außen wahrnehmbaren Ausdruck von A ein. Damit haben Sie sich auf die Physiologie der erfreulichen Tätigkeit von A kalibriert. Wenn Sie sicher sind, den wahrgenommenen Ausdruck von A während der erfreulichen Erfahrung wiedererkennen zu können, bitten Sie A, jetzt an eine unerfreuliche Tätigkeit zu denken, z. B. putzen, die Steuererklärung machen oder aufräumen. Dabei hat A die Aufgabe, alles in der Vorstellung nachzuvollziehen, was es bei der unerfreulichen Tätigkeit zu sehen, zu hören und zu fühlen gibt. Bitten Sie A außerdem, Ihnen wieder ein Zeichen zu geben (zu nicken), sobald das Erleben vollständig und intensiv wird. Während
A das Zeichen gibt, prägen Sie sich den außen wahrnehmbaren Ausdruck von A ein. Damit haben Sie sich auf die Physiologie der unerfreulichen Tätigkeit von A kalibriert. Prägen Sie sich jetzt vor allem die Unterschiede der beiden Physiologien ein. Wenn Sie noch nicht ganz sicher sind, wiederholen Sie nochmals die Informationssammlung: Schicken Sie A nochmals in
die Vorstellung der erfreulichen und in die der unerfreulichen Tätigkeit und prägen Sie sich die jeweils dazugehörige Physiologie ein. Dann überprüfen Sie anhand der alternativen Fragen, die Sie unten finden, ob Sie die Physiologien wiedererkennen können. Fragen Sie A z. B., „welche Tätigkeit nimmt mehr Zeit in Anspruch“ usw… A hat dabei die Aufgabe, die Antwort nicht auszusprechen, sondern als Antwort auf die Frage intern an die entsprechende Tätigkeit zu denken. Wichtig ist dabei wieder, daß A sich als Reaktion auf die Frage eine sogenannte vollständige interne Repräsenta tion der Antwort macht. Das heißt nichts anderes, als sich zu vergegenwärtigen, was es bei dieser Tätigkeit zu sehen, zu hören und zufühlen gibt. Bhat dabei die Aufgabe, die Physiologie zu beobachten, von der wahrgenommenen Physiologie auf die Art der Tätigkeit zu
schließen und die entsprechende Tätigkeit anzukreuzen. Am Schluß hat B die Möglichkeit, anhand der verbalen Antworten von A die Richtigkeit der Ergebnisse zu überprüfen.

 

Übung Visuell Kalibrieren

  1. A denkt an eine erfreuliche Tätigkeit, stellt sich alles vor, was er/sie in dieser Situation sieht, hört und fühlt.
    A nickt mit dem Kopf, wenn er/ sie im vollen Erleben ist.
    B beobachtet die Mimik von A.
  2. A denkt an eine unerfreuliche Tätigkeit, stellt sich alles vor, was er/sie in dieser Situation sieht, hört und fühlt.
    A nickt mit dem Kopf, wenn er/ sie im vollen Erleben ist.
    B beobachtet die Mimik von A und stellt Unterschiede zur ersten Situation fest.
  3. B fragt A, achtet immer auf den letzten Ausdruck von A und entscheidet, ob A an die erfreuliche oder die unerfreuliche Tätigkeit denkt.
  • Welche Tätigkeit nimmt mehr Zeit in Anspruch?
  • Bei welcher bist Du allein?
  • Welche tust Du öfter?
  • Welche hast Du zuletzt getan?
  • Welche ist einfacher?
  • Bei welcher brauchst Du Geräte?

[/expand]
 
[expand title=“Auditiv kalibrieren“]
Ebenso wie Sie Ihre visuelle Wahrnehmungsfähigkeit zu trainieren in der Lage sind, können Sie auch Ihre Fähigkeit des genauen Hörens steigern. Und zwar geht es hierbei um ein Hören nicht in dem Sinne des genauen Zuhörens, wobei Ihnen kein Wort entgeht. Auditiv kalibrieren bezieht sich nicht auf den Inhalt der Mitteilung, die ein anderer Ihnen macht, sondern auf die innere Einstellung oder die emotionale Beziehung, die der Sender mit dem Inhalt der Mitteilung verbindet. Beim auditiven Kalibrieren achten Sie auf den stimmlichen Ausdruck des anderen, d. h. zum Beispiel auf das
Sprechtempo, die Tonlage, die Satzmelodie, die Lautstärke und die Klangfarbe der Stimme, mit der ein anderer Ihnen etwas mitteilt. Um überhaupt Unterschiede solcher Art mit Bewußtsein wahrnehmen zu können, ist es sinnvoll, den wortwörtlichen Inhalt der Botschaft nicht zu verändern. Die folgende Übung besteht deshalb darin, daß Ihr/ e Partner/ in in der übung einmal an eine angenehme und dann an eine unangenehme Person denkt und bei der Vorstellung der jeweiligen Person einen bestimmten Satz spricht. Der Satz sollte eine gewisse Länge haben wie z. B. „Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen“. Außerdem sollte er emotional neutral sein, d.h. Ihr/e Partner/in sollte mit dem Inhalt dieses Satzes keine besonderen Gefühle verbinden. Um sicher zu gehen, daß Sie nur das auditive Kalibrieren üben, sollten Sie selber außerdem bei
der Übung Ihre/n Partner/in nicht im Blickfeld haben. Bitten Sie Ihr/ e Partner/in (A) zunächst, sich einen rur sie lihn neutralen Satz von entsprechender Länge auszudenken. Fordern Sie A dann auf, an eine angenehme Person zu denken. Dabei hat A
die Aufgabe, alles in der Vorstellung nachzuvollziehen, was es in der Gegenwart der angenehmen Person zu sehen, zu hören und zu fühlen gibt. Bitten Sie A dann, den Satz zu sagen, sobald das Erleben vollständig und intensiv wird. Während A den Satz sagt, prägen Sie sich den Ausdruck von A’s Stimme ein. Damit haben Sie sich auf
den auditiven Selbstausdruck von A während der Vorstellung einer angenehmen Person kalibriert. Wenn Sie sicher sind, den stimmlichen Ausdruck von A bei der Vorstellung einer angenehmen Person wiedererkennen zu können, bitten Sie A, jetzt an eine unangenehme Person zu denken. Dabei hat A die Aufgabe, alles in der Vorstellung nachzuvollziehen, was es in der Gegenwart der unangenehmen Person zu sehen, zu hören und zu fühlen gibt. Bitten Sie A dann wieder, den Satz zu sagen,
sobald das Erleben vollständig und intensiv wird. Während A den Satz sagt, prägen Sie sich den Ausdruck von A’s Stimme ein. Damit haben Sie sich auf den auditiven Selbstausdruck von A während der
Vorstellung einer unangenehmen Person kalibriert. Prägen Sie sich jetzt vor allem die Unterschiede zwischen den beiden Formen des auditiven Selbstausdrucks ein. Wenn Sie noch nicht ganz sicher sind, wiederholen Sie nochmals die Informations- sammlung: Schicken Sie A nochmals in die Vorstellung der angenehmen und in die der unangenehmen Person und lassen Sie sie/ ihn nochmals den Satz sagen, bis Sie die Unterschiede im stimmlichen Ausdruck genau wahrnehmen. Prüfen Sie dann anhand der alternativen Fragen, die Sie unten finden, ob Sie die verschiedenen Formen des auditiven Selbstausdrucks wiedererkennen können. Fragen Sie A z. 8. „welche Person ist größer“ usw… A hat dabei die Aufgabe, die Antwort
nicht auszusprechen, sondern als Antwort auf die Frage den Satz zu sagen. Wichtig ist dabei wieder, daß A sich als Reaktion auf die Frage eine sogenannte vollständige interne Repräsentation der Antwort macht. Das heißt nichts anderes, als sich zu vergegenwärtigen, was es in Gegenwart der betreffenden Person zu sehen, zu hören und zu fühlen gibt. B hat dabei die Aufgabe, genau hinzuhören, von der wahrgenommenen Form des stimmlichen Ausdrucks auf die Person zu schließen und die entsprechende Person anzukreuzen. Am Schluß hat B die Möglichkeit, anhand der verbalen Antworten von A die Richtigkeit der Ergebnisse zu überprüfen.

 

Übung Auditiv Kalibrieren

  1. A denkt sich einen neutralen Satz aus, z. 8.: „Es grünt so grün,
    wenn Spaniens Blüten blühen.“
    B achtet auf den stimmlichen Ausdruck von A.
  2. A denkt an eine ihm/ihr angenehme Person.
    A spricht, während er/sie im vollen Erleben ist, den
    gleichen neutralen Satz.
    B hört genau auf die Stimme von A und stellt Unterschiede
    fest.
  3. A denkt an eine ihm/ihr unangenehme Person.
    A spricht, während er/sie im vollen Erleben ist, den
    gleichen neutralen Satz.
    B hört genau auf die Stimme von A und stellt Unterschiede
    fest.
  4. B fragt A, hört auf die Stimme von A und entscheidet, ob
    A an die unangenehme oder an die angenehme Person denkt.
  • Welche Person ist größer?
  • Welche Person ist schwerer?
  • Welche Person wohnt weiter weg?
  • Welche Person hat hellere Haare?
  • Welche Person hat längere Haare?
  • Welche Person ist älter?
  • Welche Person ist reicher?
  • Welche Person hat dunklere Augen?
  • Welche hat eine tiefere Stimme?
  • Welche ist besser gekleidet?
  • Welche fährt ein teureres Auto?

 

[/expand]
 
[expand title=“Kinästhetisch kalibrieren“]
Innere Vorstellungen und erinnerte Erlebnisse sind auch von Körpersignalen begleitet, die nicht nur durch Augenschein wahrnehmbar sind sondern auch durch Körperkontakt, z. B. durch Berührung
mit der Hand. Wenn Sie Ihre Fähigkeit des Tastens schulen wollen, können Sie die vorangehenden Kalibrierungs-Übungen wiederholen. Aber statt dabei die erfreuliche und die unerfreuliche Tätigkeit anhand der Physiologien visuell zu unterscheiden oder die angenehme und die unangenehme Person am stimmlichen Ausdruck zu erkennen, können Sie jetzt versuchen, die betreffenden Unterschiede anhand
der Atmung von A und der Temperatur und Bewegungen der Hand von A festzustellen. Um die Atmung von A zu fühlen, können Sie eine Hand entweder auf A’s Brust oder Schulterblätter legen. Um
Handbewegungen und die Hauttemperatur zu fühlen, legen Sie Ihre zweite Hand auf eine Hand von A.
In der folgenden Übung können Sie die inneren Prozesse, die A durchläuft, sowohl an der Physiologie als auch durch taktile Wahrnehmung, d.h. durch Tasten, erkennen lernen:

Übung Kinästhetisch Kalibrieren

    1. B legt eine Haild auf die Hand von A, die andere auf A’s Brust
      oder Schulterblätter
      B beobachtet das Gesicht von A
    2. A denkt an eine erfreuliche Tätigkeit, stellt sich alles vor, was
      er/ sie in dieser Situation sieht, hört und fühlt.
      A nickt mit dem Kopf, wenn er/sie im vollen Erleben ist.
      B beobachtet Handbewegungen und -temperatur, Atmung
      und die Mimik von A.
    3. A denkt an eine unerfreuliche Tätigkeit, stellt sich alles vor,
      was er/sie in dieser Situation sieht, hört und fühlt.
      A nickt mit dem Kopf, wenn er/ sie im vollen Erleben ist.
      B beobachtet Handbewegungen und -temperatur, Atmung
      und die Mimik von A und stellt Unterschiede zur ersten
      Situation fest.
    4. B fragt A, achtet auf den kinästhetisch und visuell wahr-
      nehmbaren Ausdruck von A und entscheidet, ob A an die
      erfreuliche oder die unangenehme Tätigkeit denkt.
  • Welche Tätigkeit nimmt mehr Zeit in Anspruch?
  • Bei welcher bist Du allein?
  • Welche tust Du öfter?
  • Welche hast Du zuletzt getan?
  • Welche ist einfacher?
  • Bei welcher brauchst Du Geräte?

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